Strukturen der Vielstimmigkeit - Demokratiebildung als gesellschaftlich relevante Aufgabe der Fachdidaktiken
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https://doi.org/10.48693/588
https://doi.org/10.48693/588
Title: | Strukturen der Vielstimmigkeit - Demokratiebildung als gesellschaftlich relevante Aufgabe der Fachdidaktiken |
Authors: | Barth, Dorothee große Prues, Peter Surkamp, Carola Dederichs, Natalie Derichsweiler, Sina Sauer, Jochen Schultze, Katrin Achenbach-Carret, Christine Sting, Wolfgang Hruschka, Ole Schnurr, Ansgar Barkemeyer, Lorena Ahns, Mareike Gaum, Christian |
ORCID of the author: | https://orcid.org/0000-0003-3717-332X |
Contributions by: | Barth, Dorothee große Prues, Peter |
Abstract: | Fächerübergreifende Querschnittsaufgaben – insbesondere die Demokratiebildung – erfahren vor dem Hintergrund gesellschaftlicher Krisendiagnosen seit einigen Jahren sowohl von bildungswissenschaftlicher als auch bildungspolitischer Seite zunehmende Aufmerksamkeit. Die Stärkung der Demokratiebildung in Schule und Unterricht soll die demokratisch-politischen Haltungen und Kompetenzen der heranwachsenden Generationen fördern und damit die freiheitlich-demokratische Grundordnung langfristig stabilisieren (KMK 2018; NKM 2021). Explizit angesprochen werden dabei nicht nur die Fächer der historisch-politischen Bildung, sondern alle Fachbereiche: »Demokratiebildung reicht weit über die Kompetenz- und Wissensvermittlung in den einzelnen Fächern […] hinaus« und ist daher eine »Querschnittsaufgabe aller Fächer« (NKM 2021, 5).Demokratiebildung als Querschnittsaufgabe stellt nicht nur Lehrkräften, sondern auch wissenschaftlichen Fachdidaktiker:innen in der ersten Phase der Lehrer:innenbildung komplexe, zum Teil auch neue Fragen: Über welche konkreten Kompetenzen muss ein zur demokratischen Beteiligung fähiger (und sie wollender) Mensch verfügen? Welche politisch-demokratischen Lern- und Erfahrungsmöglichkeiten zum Erwerb dieser Kompetenzen können den Schüler:innen durch die fachlichen Zugänge und Methoden jeweils ermöglicht werden? Welche besonderen Potenziale hat jedes einzelne Fach (wie zum Beispiel auch Fremdsprachen, Kunst oder Sport), um Kinder und Jugendliche darin zu unterstützen, mündige Bürger:innen zu werden? Wie können die Grundsätze für demokratisches Denken und Handeln angesichts neuer gesellschaftlicher Herausforderungen, wie zum Beispiel Manipulation und Hate Speech, Gewalt und Krieg, Umwelt, Nachhaltigkeit oder künstliche Intelligenz, fachlich aufgegriffen und stets aufs Neue aktualisiert werden? Und wie werden aktuelle gesellschaftliche und akademische Debatten wie Gender-Fragen, Postkolonialismus und Eurozentrismus jeweils verhandelt? Über diese Fragen wird in vielen fachdidaktischen Communities intensiv diskutiert. Doch wenn Demokratiebildung in der Schule ganzheitlich und fächerübergreifend umgesetzt werden soll, ist ein interdisziplinärer Austausch zwischen verschieden wissenschaftlichen Fachdidaktiken nicht nur sinnvoll, sondern sogar dringend notwendig.#An diesem Punkt setzt das vorliegende Impulspapier an: Es präsentiert einen Versuch, Schwerpunkte, Perspektiven und Potenziale der Fachdidaktiken der fremdsprachlichen und der künstlerisch-ästhetischen Bildung, der gesellschaftswissenschaftlichen Fächer sowie des Schulfachs Sport zu benennen. Im Anschluss an die Tagung »Strukturen der Vielstimmigkeit« (24.-25.11.2023 in Osnabrück) und ergänzend zum dazu veröffentlichten Tagungsband »Strukturen der Vielstimmigkeit. Demokratiebildung als gesellschaftlich relevante Aufgabe der Fachdidaktiken« (Arbeitstitel) sollen hier die Perspektiven unterschiedlicher Fachdidaktiken gemeinsam betrachtet, miteinander ins Gespräch gebracht, verglichen und aufeinander bezogen werden. Das Impulspapier folgt dabei folgenden Grundideen: 1) Alle Fachdidaktiken bzw. Fächer haben Potenzial oder leisten bereits explizit wie implizit wertvolle Beiträge zur Demokratiebildung. Daher muss sie nicht zusätzlich zu bestehenden Aufgaben ergänzt werden. Eingebunden in den Fächerkanon aber müssen die besonderen jeweiligen Schwerpunkte des einzelnen Faches bewusster werden, um explizit und damit noch wirksamer werden zu können. 2) Das Impulspapier richtet sich sowohl an Vertreter:innen der angesprochenen Fachdidaktiken mit dem Ziel, durch inhaltliche Impulse den interdisziplinären Diskurs zu stärken, als auch an Lehrkräfte und pädagogisch Verantwortliche an Schulen, um Konzept- und Schulentwicklung durch theoriebezogene Denkanstöße wie auch Beispiele für die Unterrichtspraxis zu unterstützen. 3) Zuletzt: Die im Impulspapier dargelegten fachdidaktischen Perspektiven wurden jeweils von mehreren Vertreter:innen entwickelt, erheben aber keinen Anspruch auf allgemeine Gültigkeit. Die Positionen wollen Diskussionen und Austausch anregen, aber keinen festgesetzten ›Standard‹ beschreiben. Im Bemühen um ein vergleichbares Vorgehen hier im Impulspapier wurden dennoch Besonderheiten der jeweiligen Fachkultur berücksichtigt. Vor diesem Hintergrund werden im Folgenden die Perspektiven und Schwerpunkte der künstlerisch-ästhetischen, fremdsprachlichen, gesellschaftswissenschaftlichen Fächer sowie des Schulfachs Sport in Bezug auf Demokratiebildung als Querschnittsaufgabe dargestellt. So wird zunächst untersucht, welche Aspekte demokratischer Kompetenz im Besonderen durch den jeweiligen fachdidaktischen Zugang gefördert werden kann. Wir beziehen uns dabei auf den fächerübergreifenden »Referenzrahmen: Kompetenzen für eine demokratische Kultur« (RFCDC) des Europarats, einen »systematischen Ansatz, um die Vermittlung, den Erwerb und die Beurteilung der Kompetenzen für eine demokratische Kultur […] zu konzipieren und diese auf eine Art und Weise in die Bildungssysteme einzuführen, die für alle damit befassten Personen kohärent, umfassend und transparent ist« (2018, 13). Im Modell wird Demokratie-Kompetenz dargestellt als Zusammenspiel aus Werten, Einstellungen, Fähigkeiten sowie Wissen und kritischem Denken (Abb. 1). In enger Anlehnung an das Modell wird in diesem Impulspapier dargestellt, welche dieser Kompetenzfacetten durch bestimmte fachliche Zugänge besonders gefördert werden können. Dabei ist wichtig zu betonen, dass alle Fächer natürlich auch in den anderen Kompetenzbereichen wirksam sein können. Doch die hier intendierte Abstimmung und »Arbeitsteilung« der Fächer ermöglicht eine sinnvolle und effektive Zusammenarbeit – gerade auch für umfassende Schulentwicklungsprozesse. Daher diskutieren hier die Fachbeiträge weiterhin auch den jeweiligen Zugang zum Demokratiebegriff, erläutern fachdidaktische Schwerpunkte und Potenziale, geben Beispiele zur methodischen Umsetzung in Schule und Unterricht und markieren mögliche Meilensteine für den weiteren wissenschaftlichen Diskurs sowie die schulische wie hochschulische Umsetzung. Abschließend werden Perspektiven, Prinzipien, und Potenziale der unterschiedlichen Fachdidaktiken vergleichend in den Blick genommen, Schnittstellen und Brüche aufgezeigt und Impulse für die weitere Bearbeitung dieser wichtigen Querschnittsaufgabe gegeben. |
Citations: | Barth, Dorothee; große Prues, Peter, Osnabrück, 2024 |
URL: | https://doi.org/10.48693/588 https://osnadocs.ub.uni-osnabrueck.de/handle/ds-2024100911641 |
Subject Keywords: | Demokratiebildung; Demokratieerziehung; Querschnittsaufgabe; Querschnittsthema; Demokratie; Fachdidaktik; Lehrerbildung; Schule; Sport; künstlerisch-ästhetische Fächer; Schulfremdsprachen; gesellschaftswissenschaftliche Fächer |
Issue Date: | 9-Oct-2024 |
License name: | Attribution-NonCommercial-ShareAlike 3.0 Germany |
License url: | http://creativecommons.org/licenses/by-nc-sa/3.0/de/ |
Type of publication: | Sammelband [EditedCollection] |
Appears in Collections: | FB03 - Hochschulschriften |
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